Macarena Molina: „Auch wenn sie es anfangs strikt ablehnten: Heute sind die Fischer die größten Verteidiger des Meeresschutzgebiets.“
Veröffentlicht 03.06.2025
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Macarena Molina hat Meereswissenschaften studiert und ist zugleich Fischerin. Ihr langjähriger Einsatz für die Erhaltung der Meere führte sie auch in die Meeresschutzgebiete der Balearen. Heute arbeitet sie für Ecologistas en Acción und PESCARTES, den Verband der kleinen Fischereibetriebe im Meeresschutzgebiet von Cabo de Gata (Almeria). Ihr Ziel: Brücken bauen zwischen Umweltschutz und Fischereisektor. Zudem ist sie Teil des Projekts MED30.
Sie haben drei Jahre lang als Matrosin auf einem kleinen Fischerboot gearbeitet. Wie hat diese Erfahrung Ihren Werdegang als Meereswissenschaftlerin beeinflusst?
Sie hat alles verändert. Ich sah Fischer nicht mehr als externen Faktor des Ökosystems, sondern als einen integralen Bestandteil davon. Sie sind die ersten, die Veränderungen bemerken - und sie leiden darunter, wenn diese negativ sind. Sie wurden für mich zu den zuverlässigsten „Indikatoren“.
Wie ist das Verhältnis der Fischer in Cabo de Gata zum Meeresschutzgebiet? Welche Auswirkungen hat es auf sie?
Im Fall des Meeresschutzgebiets von Cabo de Gata - dort war ich am längsten tätig - habe ich einen grundlegenden Wandel in der Haltung der Fischer gegenüber dem geschützten Meeresraum erlebt. Anfangs herrschte große Ablehnung. Heute sind die Fischer dessen größte Fürsprecher. Interessanterweise nicht wegen der positiven Effekte des Schutzgebiets, wie man es erwarten würde. Der Wandel geschah, obwohl das Schutzgebiet ihnen einst aufgezwungen wurde, ohne ihre Mitwirkung, und obwohl die Verwaltung schlecht läuft. Dennoch haben sie erkannt, dass es eine große Chance darstellt, ihre Lebensgrundlage zu schützen. Dass es schlecht verwaltet wird, heißt nicht, dass es keinen Wert hat.
Bekommen die Fischer die Auswirkungen des Klimawandels im Alltag zu spüren?
Absolut. Sie sind die aufmerksamsten Beobachter des Meeres, die ich kenne, und das auf sehr lokaler Ebene. Kein Fernerkundungssystem kann sie derzeit ersetzen, haha. Sie bemerken, dass sich das Verhalten der Arten zeitlich verschiebt, dass sich die Wassertemperatur stark verändert, dass neue Arten auftauchen und andere verschwinden (nicht nur wirtschaftlich relevante), dass sich Größenverhältnisse verändern... und vieles mehr
Ist die Zukunft der Fischerei mit fangfreien Schutzgebieten verknüpft?
Wie schon gesagt gehören Fischer für mich zum Ökosystem dazu. Ohne sie funktioniert es nicht - wie es auch ohne Seegraswiesen oder Rifffische nicht funktioniert. Sie sind nicht nur Nahrungsbeschaffer, sondern Informationsquellen über den Zustand der Meeresökosysteme. Ich glaube aber, dass man streng geschützte Gebiete gemeinsam mit den Fischern ausweisen sollte, um das Ökosystem besser zu verstehen und größtmöglichen Nutzen für alle zu erzielen.
Bei Ihrem Vortrag in Cartagena am 21. April haben Sie gesagt, dass die Wissenschaft lernen müsse, besser zu kommunizieren. Was meinen Sie damit?
Die wissenschaftliche Gemeinschaft kommuniziert oft nur untereinander - und wenn sie sich öffnet, dann nur in Richtung Verwaltung, die das Wissen oft nach eigenem Ermessen nutzt. Den tatsächlichen Nutzern der Schutzgebiete haben die Wissenschaftler aber nie erklärt, was ihre Forschung bringt - obwohl sie diese Nutzer zur Datensammlung heranzieht. Wenn es Räume gäbe, in denen Wissenschaft und Nutzer direkt Informationen austauschen könnten, wäre das ein enormer Gewinn für unsere gemeinsamen Naturschutzziele.
Muss das Verhältnis zwischen Fischerei und Wissenschaft verbessert werden? Wie?
Ja. Aus meiner Sicht sollten Wissenschaftler ihr Wissen großzügiger teilen. Und Fischer könnten sich stärker einbringen und weiterbilden. Gemeinsam könnten sie ein perfektes Duo sein: die Vereinigung von wissenschaftlichem und traditionellem Wissen.
Was verstehen Sie unter traditionellem ökologischen Wissen?
Das ist das über Generationen weitergegebene Wissen der Nutzer eines bestimmten Gebiets. Es ist Erinnerung an das, was war, es beschreibt aktuelle Zustände und dokumentiert Veränderungen - auf einer so lokalen Ebene, dass man damit eine exakte Landkarte des Küstenraums zeichnen könnte: Wie hat die Promenade die Seegraswiesen beeinträchtigt? Was geschah mit den Kraken, als das Unterwasserkabel verlegt wurde? Wie veränderte sich eine Strömung, als kilometerweit entfernt ein Wellenbrecher gebaut wurde?
Sie haben in einem Interview gesagt, dass die Zeit als Fischerin die schönste Ihres Lebens war. Warum?
Weil jeder Tag eine neue Herausforderung war. Ich habe unglaublich viel gelernt (und lerne noch immer): über das Meer, über Boote, über Fischarten. Und es war ein Geschenk, den Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang mitten auf dem Meer zu erleben. Auch die persönliche Nähe zu den Fischern hat mich verändert. Ihre Hingabe zur Arbeit, ihre Geduld gegenüber Rückschlägen und ihre Demut vor dem Meer – das sind die größten Lektionen meines Lebens. Und nicht zuletzt: ihre rebellische Haltung, das Richtige zu tun, weil sie wissen, dass sie im Recht sind (auch wenn das anderen Angst macht).
Waren Sie schon immer mit dem Meer verbunden? Warum haben Sie sich für den Meeresschutz entschieden?
Meine Verbindung zum Meer begann schon als Kind, allerdings als Sommerurlauberin. Ich liebte das Schwimmen, und als ich zum ersten Mal eine Taucherbrille aufsetzte, war das eine Offenbarung. Das brachte mich zum Meereswissenschaftsstudium. Aber die tiefste Veränderung kam, als ich das Meer durch die Augen der Fischer sah – das hat mich dauerhaft an den Meeresschutz gebunden.
TEST FÜR MEERESLIEBHABER
Ein Buch: Der alte Mann und das Meer, Ernest Hemingway
Ein Bild, das für Sie die Balearen verkörpert: Der Fischerhafen von Sóller
Ein Meeresbewohner: Fischer, der mit traditionellen Methoden arbeitet
Eine inspirierende Person oder Organisation: PESCARTES
Ein Strand: Cabo de Gata (Almería)
Optimistin, Realistin oder Pessimistin?
Bekehrte Pessimistin (es gibt immer etwas, das man tun kann, und Menschen, die es tun wollen).
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