Umweltschutz-NGOs fordern spanische Regierung bei UN-Ozeankonferenz zu mehr Meeresschutz auf
Veröffentlicht 11.06.2025
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NGO-Vertreter mit der spanischen Vizepräsidentin und ihrem Team. Foto: Oceana
Im Rahmen der UN-Ozeankonferenz (UNOC3) trafen sich Vertreter führender Umweltorganisationen mit Sara Aagesen, Vizepräsidentin der spanischen Regierung und Ministerin für den ökologischen Wandel (MITECO). Organisiert wurde das Treffen von Organisationen des MED30-Projekts, darunter Oceana, OceanCare, ClientEarth, der Stiftung Marilles, Med Sea Alliance sowie Vertretern der Kampagne Let's Be Nice to the Ocean.
Im Mittelpunkt des Treffens mit Ministerin Aagesen stand der Dialog über sieben konkrete Forderungen an die spanische Regierung zur Ausweitung des Meeresschutzes:
- Umsetzung des von Spanien ratifizierten Hochseevertrags, sowie Ausarbeitung konkreter Maßnahmen und eines Zeitplans.
- Verwirklichung des Ziels „10x30 strenger Schutz“ mit klaren Maßnahmen und Zeitvorgaben – aktuell sind nur 0,014 % des spanischen Meeres streng geschützt.
- Verabschiedung wirksamer Managementpläne für bestehende Meeresschutzgebiete der Natura-2000-Zone, die klare Ziele und Maßnahmen für einen besseren Schutz dieser Gebiete beinhalten.
- Verpflichtende Geschwindigkeitsreduzierung für Schiffe im „Walmigrationskorridor des Mittelmeers“, um Kollisionen mit Finnwalen und Pottwalen zu verhindern – Todesursache Nummer eins für die großen Meeressäuger in dieser Gegend. Der Ministerin wurde ein entsprechendes, von 60 Wissenschaftlern und Juristen unterzeichnetes Dokument übergeben.
- Einstufung von Finnwal und Pottwal als bedrohte Arten gemäß internationaler Standards und Abkommen Spaniens.
- Ausweisung neuer Schutzgebiete, z. für Pottwale nördlich von Menorca, zur Erreichung des 30x30-Ziels.
Ministerin Aagesen erklärte die Absicht der spanischen Regierung, künftig strikte Schutzzonen in neue, während der UNOC3 angekündigten Managementpläne zu integrieren. Zudem versicherte sie, den Dialog mit Stakeholdern zum Thema Schiffsgeschwindigkeit fortzusetzen.
Besonders positiv aufgenommen wurde Spaniens Beitritt zur High Ambition Coalition for a Silent Ocean, einer von Kanada und Panama angeführten Initiative gegen Unterwasserlärm. Ziel dieser ersten globalen politischen Koalition, die von zahlreichen internationalen NGOs unterstützt wird, ist es, den ursprünglichen akustischen Lebensraum des Ozeans zu bewahren, der für viele Meeresarten überlebenswichtig ist.
Der in Nizza geführte Dialog zwischen Zivilgesellschaft und öffentlicher Verwaltung ist ein bedeutender Schritt, der Spaniens führende Rolle beim internationalen Schutz der Ozeane, der Erhaltung des Mittelmeers als strategisches und bedrohtes Ökosystems und dem Übergang zu einem nachhaltigen Model der Blue Economy stärkt. Das Treffen mit der Vizepräsidentin fand als Weiterführung des Mittelmeerabkommens 30x30 statt, welches der Regierung im vergangenen Jahr vorgestellt worden war und das einen effektiven Schutz von 30 Prozent des spanischen Mittelmeers bis 2030 fordert, davon 10 % unter strengem Schutz.
Aniol Esteban (Stiftung Marilles):
„Das Balearenmeer verfügt über ein weitreichendes Netz aus Meeresschutzgebieten und eine Fischereiflotte, die trotz signifikanten Abbaus der Fangkapazitäten nun Rekordfänge und -Gewinne erzielt. Die Kombination aus Meeresschutzgebieten und effizientem Fischereimanagement wirkt und wir hoffen, dass unser Vorbild nun auch am an den Küsten Spaniens und des Mittelmeers Schule macht. Jetzt brauchen wir einen echten politischen Durchbruch auf nationaler Ebene, vor allem auch mit Blick auf den strengen Meeresschutz. In unsere Meere zu investieren ist die beste aller Investitionen, doch das aktuelle finanzielle Engagement von öffentlicher und privater Hand ist verschwindend gering.“
Pablo Rodríguez (MedSea Alliance):
„Wir wollen, dass bis in fünf Jahren 30 Prozent des Mittelmeers unter effektivem und 10 Prozent unter strengem Schutz stehen. Derzeit sind nur 8 % des Mittelmeers auf irgendeine Art geschützt. Um diese Zahlen zu ändern, muss Spanien international mehr Führungsstärke zeigen und aktive Kooperationen mit den Anrainerstaaten des Mittelmeers eingehen.“
Michael Sealey (Oceana):
„Spanien muss umgehend Maßnahmen treffen, um zu gewährleisten, dass seine Meeresschutzgebiete nicht nur auf dem Papier geschützt sind. Streng geschützte Zonen auszuweiten und das Entfernen zerstörerischer Fanggeräte sind unerlässlich, damit Habitate und Arten sich erholen können, und damit Ökosysteme dem Klimawandel gegenüber widerstandsfähiger werden.“
Carlos Bravo (OceanCare):
„Schiffskollisionen sind die häufigste vom Menschen verursachte Todesursache für Wale im Mittelmeer – vor allem in Bereichen mit viel Verkehr, in denen die Schiffe mit mehr als 10 Konten fahren, wie im Walmigrationskorridor des Mittelmeers. Wenn wir das Aussterben der Finn- und Pottwale in diesem Schutzgebiet wirklich verhindern und den Seeverkehr nachhaltiger gestalten wollen, ist die einzige wirksame Maßnahme ein obligatorische Tempolimit für Boote. Ein solches muss in den Managementplan aufgenommen werden, den das Ministerium derzeit erarbeitet.“
Pierre Cannet (ClientEarth):
„Das Treffen mit der Vizepräsidentin ist ein klares Signal der dafür, dass Spanien die zentrale Rolle der Zivilgesellschaft in Sachen Ozeane anerkennt. Diese Konferenz soll nicht dazu dienen, bereits getroffene Vereinbarungen zu wiederholen, sondern eine Chance für effektive Umsetzung der entsprechenden Gesetze zum Wohl der Menschen und der Meere bieten.“