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Über 70 Mittelmeer-NGOs fordern, 30 % der Meere bis 2030 unter Schutz zu stellen – ein Drittel davon als streng geschützt

Veröffentlicht 10.06.2025

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Über 70 Mittelmeer-NGOs fordern, 30 % der Meere bis 2030 unter Schutz zu stellen – ein Drittel davon als streng geschützt

UN-Ozeankonferenz (UNOC3): Med Sea Alliance und Together for the Med rufen Weltgemeinschaft zum Handeln auf

Nizza, 10. Juni. Zwei der wichtigsten Koalitionen zum Schutz des Mittelmeers – Med Sea Alliance und Together for the Med – haben sich zusammengeschlossen, um den weltweiten Entscheidungsträgern eine klare Botschaft zu übermitteln: Der Schutz und die Wiederherstellung des Mittelmeers müssen deutlich schneller und entschlossener vorangetrieben werden. Über 70 regionale und internationale Organisationen stehen hinter diesem Aufruf.

„Es geht nicht nur darum, die Natur zu retten – es geht um ein neues Gleichgewicht zwischen Mensch und Planet“, so Karlijn Steinbusch, Direktorin der Med Sea Alliance. „Regionale Ziele sind längst formuliert. Wir wissen, dass Meeresschutz wirkt. Was wir jetzt brauchen, ist politischer Wille: konsequenter, besser finanzierter und wirksamer Schutz.“

„Das Meer kennt keine Grenzen“, betont Margaux Janin, Koordinatorin von Together for the Med. „Wir müssen alle Stimmen einbinden, in einer Zusammenarbeit, die geografische Grenzen überwindet. Wissenschaftler, Fischer und NGOs fordern einheitlich eine gesunde Zukunft für unser gemeinsames Meer“.

Das Mittelmeer spielt eine zentrale Rolle für biologische Vielfalt, Ernährungssicherheit und wirtschaftliche Stabilität der umliegenden Regionen. Über 17.000 Meeresarten – 18 % aller weltweit bekannten – sind hier beheimatet und stellen vor allen in den Küstenregionen die Lebensgrundlage für Millionen von Menschen. Fischerei und Aquakultur schaffen im Mittel- und im Schwarzen Meer über 700.000 Arbeitsplätze und 20 Milliarden Euro jährlich an Wertschöpfung – ein Beleg für den ökologischen wie wirtschaftlichen Wert dieses Meeres.

Doch die Bedrohung wächst: Das Mittelmeer erwärmt sich dreimal schneller als der globale Ozeandurchschnitt. Das gefährdet nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch Millionen von Existenzen, die vom Meer leben. Die UN-Ozeankonferenz (UNOC3) bietet in diesem Kontext eine einzigartige Plattform für gemeinsame, auf empirischen Daten beruhende Lösungen – von Regierungen über Wissenschaft und Zivilgesellschaft bis hin zu lokalen Fischereigemeinschaften. Sie zeigt: regionale Zusammenarbeit bringt den ökologischen Wandel voran und weist den Weg in die Zukunft.

„Es geht nicht nur um Artenvielfalt“, so Janin weiter. „Ein gesunder Ozean stärkt die Wirtschaft der Küsten, verbessert die Ernährungssicherheit, unterstützt nachhaltige Fischerei – und verbindet Gemeinschaften durch kooperatives Projektmanagement“

Durch Ausweitung von Meeresschutzgebieten (MPAs) und die Stärkung lokaler Initiativen können sich marine Ökosysteme wieder erholen. In gut verwalteten Meeresschutzgebieten ohne industrielle Aktivität oder Infrastruktur erholen sich die Fischbestände, womit die Ernährungssicherheit gestärkt wird. Gleichzeitig werden die Küstenökonomien so widerstandsfähiger gegenüber dem Klimastress. Streng geschützte Zonen, in denen keinerlei lebensraumverändernde Aktivitäten erlaubt sind, haben sich als besonders wirksam erwiesen – ökologisch wie sozial. Entscheidend ist, dass diese Schutzgebiete transparent, inklusiv, wissenschaftlich fundiert und ausreichend finanziert sind – und die Küstenbevölkerung sie aktiv mitgestalten kann, um so einen dauerhaften Wandel zu erzielen. 

Da für die Umsetzung der Ziele bis 2030 gerade noch fünf Jahre Zeit bleiben, fordern die Koalitionen eine nie dagewesene Zusammenarbeit, um folgendes zu erreichen:

  • 30 % Schutz bis 2030, davon mindestens 10 % unter strengem Schutz
  • Deutlich mehr finanzielle Mittel für effektives Management der Schutzgebiete
  • Stärkere regionale Zusammenarbeit und koordiniertes Vorgehen für die Rettung des Mittelmeers

 

Side Event bei der UNOC3

Unter dem Titel „Gemeinsam für wirksame Meeresschutzgebiete – Das Mittelmeer als Hoffnungsträger“ veranstalten die beiden Verbände bei der UNOC3 ein eigenes Event. Mit dabei: NGO-Experten aus Spanien, Tunesien, der Türkei und Italien sowie führende Förderpartner. Im Fokus stehen Best-Practice-Beispiele regionaler Zusammenarbeit und Wege zur Sicherung der nötigen Ressourcen zur Erreichung des 30x30-Ziels.

 

Über Together for the Med:
Ein Netzwerk aus NGOs, internationalen Organisationen, Forschungszentren, Unternehmen und Stiftungen, das sich für den Schutz der marinen Biodiversität im Mittelmeer einsetzt. Unser Ziel ist es, gemeinschaftlich einen wirksamen Meeresschutz, gute lokale Governance und nachhaltige Fischerei zu erreichen.

Über Med Sea Alliance:
Ein Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen, das sich für ein produktives, gesundes Mittelmeer starkmacht. Die Med Sea Alliance setzt sich für politische Veränderungen zur Bekämpfung illegaler Fischerei, Schutz kritischer Lebensräume und Reduktion zerstörerischer Fangmethoden ein.