Bild: Jordi Cerdà Santacreu, bereitgestellt zu Zwecken des Meeresschutzes – MARE
Die Sommerpause ist vorbei – nicht nur an den Schulen, sondern auch in der Politik. Ein guter Moment, um an die Hausaufgaben in Sachen Meeresschutz zu erinnern, die liegengeblieben sind.
Das erste und wohl wichtigste Fach, in dem die Balearenregierung klar durchfällt, sind die integralen Reservate. Derzeit sind nur 1,7 % der balearischen Binnengewässer (unter regionaler Verwaltung) streng geschützt, das heißt vollständig für die Fischerei gesperrt.
Diese fischereifreien Zonen sind eine Investition in die Zukunft. Sie sind wahre „Fischfabriken“ – und wissenschaftliche Daten wie auch Zahlen der Regierung belegen dies. So gibt es in der Sperrzone von Tagomago viermal so viele Fische wie außerhalb und doppelt so viele wie in den nicht integralen Bereichen der Reserve.
Die entscheidende Frage lautet also: Wenn integrale Reservate Motoren für die Regeneration der Meere sind, die zugleich Fischbestände vermehren und die Biodiversität schützen – warum gibt es dann nicht mehr davon?
Eine weitere offene Aufgabe ist die wirksame Überwachung unseres Meeres, insbesondere der Meeresschutzgebiete. Trotz des Engagements vieler Inspektoren und Umweltbeamter – und obwohl die Behörden handeln, wenn illegale Fischerei festgestellt wird, wie jüngst in Cala Rajada – reichen die aktuellen Ressourcen nicht aus, um eine wirklich effektive Kontrolle sicherzustellen.
Besonders gravierend ist das Problem auf Ibiza, wo Freizeitfischer – hauptsächlich mit Harpune oder Angeln mit Rute und Lebendködern - verbotenerweise in Meeresschutzgebieten fischen und den Fang anschließend illegal an Restaurants verkaufen. Letztere machen sich an dieser Praxis mitschuldig, die uns alle als Gesamtheit ärmer macht. Eine Mauer des Schweigens bezüglich des Themas erschwert es, gegen die „faulen Äpfel“ eines Sektors vorzugehen, in dem die große Mehrheit der Freizeitfischer die Regeln respektiert und ihr Hobby weiterhin verantwortungsvoll ausüben möchte.
In diesem Fachbereich erhalten die Inselräte von Menorca, Ibiza und Formentera ein deutliches „ungenügend“. Vielleicht sollten sie in Erwägung ziehen, die Zuständigkeit für die Fischereiaufsicht an die Regionalregierung zurückzugeben – bislang haben sie jedenfalls wenig Interesse gezeigt, diese Aufgabe angemessen wahrzunehmen. Die Balearenregierung geht zwar Schritte in die richtige Richtung, weist aber ebenfalls bei weitem nicht die nötigen Ressourcen zu, um unsere Meeresschutzgebiete effektiv zu überwachen. Alle geschützten Naturgebiete und insbesondere die Meeresreservate sowie Natur- und Nationalparks müssen über eine wirksame Überwachung verfügen, rund um die Uhr und sieben Tage die Woche.
Hinzu kommt ein drittes Defizit: die Finanzierung. Die öffentlichen Investitionen in den Meeresschutz – also in jene natürliche Infrastruktur, die Tourismus, Fischerei und Wassersport trägt – sind nach wie vor verschwindend gering. Jetzt, in Zeiten der Haushaltsverhandlungen, wird sich zeigen, wie ernst es den öffentlichen Institutionen mit ihrem Engagement für das Balearenmeer wirklich ist.
Und es bleiben noch weitere Hausaufgaben. Eine ist die Ausarbeitung der Managementpläne für Meeresschutzgebiete, die die Regionalregierung ausgelagert hat – und damit die Beteiligung lokaler Akteure erschwert;
Hinzu kommt die Intensivierung der Forschung zu Lebensräumen und gefährdeten Arten, über die wir noch immer viel zu wenig wissen, oder die Einrichtung eines Programms zur systematischen Beobachtung der marinen Biodiversität. Genau dieses Thema war bereits Schwerpunkt bei den letztjährigen Tagen der Meeresbiodiversität – und wird auch bei der neuen Ausgabe am 16., 23. und 30. Oktober wieder auf der Agenda stehen.
Wir hoffen, dass die „Schülerinnen und Schüler“ aufwachen – und dass das Schuljahr 2025/2026 für den Meeresschutz erfolgreicher wird als die vorangegangenen.
Aniol Esteban – Direktor