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Ein bewegter Herbst zwischen Hoffnung und Sorge

Veröffentlicht 03.12.2025

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Ein bewegter Herbst zwischen Hoffnung und Sorge

Wir steuern auf das Jahresende zu – nach einem Herbst, der geprägt war von großer Betriebsamkeit, ermutigenden Signalen, aber auch einigen beunruhigenden Nachrichten.

Der Bericht Mar Balear konnte sein fünfjähriges Jubiläum feiern. Er hat sich als zentrale Referenz für die besten verfügbaren Informationen über unser Meer etabliert und ist zu einem unverzichtbaren Pfeiler für dessen Schutz geworden. Mein Dank gilt den Hunderten von Menschen aus Forschungszentren, Verwaltungen und Organisationen der Zivilgesellschaft, die mit ihrer Arbeit dazu beitragen.

Fast zeitgleich wurden die Siegerfotos des Wettbewerbs MARE bekanntgegeben, zu dem mehr als 1.300 Bilder eingereicht wurden. Diese Fotografien führen uns eindrucksvoll vor Augen, welche Schönheit sich unter der Wasseroberfläche verbirgt – und wie wichtig es ist, sie zu bewahren.

Auch die Fachtage zur Erhaltung der marinen Biodiversität, die im Oktober stattfanden, waren erneut ein großer Erfolg. In diesem Jahr standen der bessere Schutz des Balearenmeeres, der Meeressäuger, die es bewohnen, und die Qualität des Meerwassers im Mittelpunkt. Die Präsentationen sind bereits online abrufbar; in Kürze werden wir zudem zusammenfassende Dokumente mit konkreten Vorschlägen und Empfehlungen veröffentlichen, die wir an die Regierungen der Balearen und Spaniens übermitteln – in der Hoffnung, dass sie möglichst bald in konkrete Maßnahmen münden.

Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag von Enric Sala (Pristine Seas) Anfang November im Kino Rívoli, organisiert gemeinsam mit dem Club Última Hora und mit Beteiligung von Kristin Rechberger (Revive our Ocean). Die Botschaft hätte klarer kaum sein können: Streng geschützte Meeresschutzgebiete – Zonen ohne Fischerei – sind die kosteneffektivste Form, unser Meer wiederherzustellen. Wir werden weiter mit Nachdruck daran arbeiten, dass solche Totalreservate häufiger ausgewiesen und immer besser gemanagt werden.

Unter den hoffnungsvollen Neuigkeiten stechen zwei besonders hervor. Zum einen hat die Balearen-Regierung angekündigt, in Kürze einen marinen Schutzplan vorzulegen. Dieser soll unter anderem neue Totalreservate, eine stärkere Überwachung, zusätzliche fischereiliche Managementpläne sowie konkrete Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume umfassen. Das klingt vielversprechend – doch solange der Plan nicht öffentlich ist, wissen wir nicht, ob dahinter wirklich Substanz steckt oder ob es bei schönen Worten bleibt. Der Unterschied liegt darin, ob er mit klaren Haushaltsmitteln und einem verbindlichen Zeitplan unterlegt ist.

Die zweite Ankündigung – möglicherweise mit der ersten verknüpft – betrifft den Vorschlag, die Ausdehnung des Nationalparks Cabrera um 56 km² zu erweitern. Sollte das umgesetzt werden, entstünde die größte streng geschützte Meereszone im westlichen Mittelmeer. Das wäre ein wichtiger Schritt. Bevor wir jedoch in Euphorie verfallen, müssen wir uns fragen, ob die Erweiterungsfläche tatsächlich die ökologisch wertvollsten und bedeutendsten Lebensräume einschließt. Denn es geht nicht nur um Quantität, sondern vor allem um Qualität.

Die Zuversicht, die diese beiden Ankündigungen vermitteln, wird jedoch durch besorgniserregende Entwicklungen auf den Pityusen getrübt. Dort fordern sowohl der Inselrat von Ibiza als auch einige Vertreter der Freizeitfischerei, bestehende Meeresschutzgebiete zurückzustufen. Sicher, die Meeresschutzgebiete rund um Ibiza lassen sich verbessern. Aber sie zeigen bereits heute gute Ergebnisse, von denen Berufsfischer und Freizeitangler, Tauchzentren und nicht zuletzt das Image von Ibiza und Formentera profitieren. Die Wissenschaft zeigt zudem klar: In Schutzgebieten, in denen Freizeitfischerei erlaubt ist, erholen sich die Fischbestände deutlich langsamer – oder überhaupt nicht.

Meeresschutz kann nicht „à la carte“ betrieben werden. Wir müssen konsequent bleiben. Oder wollen wir wirklich in kurzer Zeit aufs Spiel setzen, was in 25 Jahren harter Arbeit aufgebaut wurde?

Aniol Esteban – Direktor